Um 1910 machte das Consorzio Antifillosserico Bresciano (Konsortium zur Reblausbekämpfung) die erste geologische und weinbauliche Studie in Franciacorta und definierte dieses Gebiet als „Moränen –Amphitheater des Iseosees“. Auch heute noch sind die aus diesem Werk hervorgehenden Daten in Bezug auf die Zusammensetzung der damals mit Wein angebauten Landstücke und Identifizierung der Untergebiete von Interesse. Diese Daten offenbaren ihre Bedeutung, wenn man sie mit den Ergebnissen der im Jahr 1992 begonnen Weinberg-Zonierungsstudie in Franciacorta vergleicht.
Untersuchungen dieser Art sind im Hinblick auf das Ziel qualitativer Exzellenz von zentraler Bedeutung, da sie die bestmögliche Kombination von Faktoren erforschen, durch welche die sensorischen Eigenschaften des Weins bestimmt werden.
Ein Weinberg-Ökosystem wird in der Tat von der/den Rebsorte (n) und Wurzelstöcken, vom Klima, vom Boden und von den vom Menschen gewählten Techniken identifiziert und von den biologischen, ökologischen und menschlichen Hilfsmitteln begleitet und ergänzt, die für die Anerkennung der Herkunftsbezeichnung der Weine grundlegend sind. Man kann daher gut verstehen, wie zahlreich innerhalb eines Gebiets die manchmal durchaus geringen Unterscheide sein können, durch die sich ein Untergebiet vom anderen unterscheidet und beim Endprodukt zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Deshalb wird die Wahl der optimalen Matrix, welche die genannten Größen, auf Grundlage der im Rahmen der Zonierungsstudie gesammelten Informationen angefertigten Karten, kombiniert, zunehmend eine mit Hilfe von wissenschaftlichen Kenntnissen, Hilfsmitteln und Instrumenten getroffene Wahl sein, und nicht mehr nur durch einfache, konkrete, aber unvermeidlich begrenzte direkte Erfahrung.
Die Weinbau-Zonierung diente also dazu, das Wissen über die Produktionsfaktoren im Feld zu verbessern, welche die Qualität des Produktes prägen und beeinflussen, sowie zur Optimierung und Effizienz der Arbeit und der Wahl der technischen Anbaumethoden. Zudem markierte und unterstrich sie die Bedeutung des Territoriums in Bezug auf das erhaltene Produkt, dessen Identifikation, Erkennungswert und die innere Verbindung zwischen Namen, Herstellungsverfahren, Produkttyp und Qualitätsniveau. Sie hat außerdem im Sinne einer kollektiven Identität unter verschiedenen Herstellern eine aktive Unternehmens- und Gebietsaufwertung angeregt, wo verschiedene Umweltsituationen ermöglichen, das Produkt aufzuwerten, zu bewahren und zu schützen. Schließlich diente die Zonierung dazu, die Bedeutung und die Anpassungsfähigkeit eines Rebstocks in jenem spezifischen Landschaftsabschnitt zu prüfen, da man die sensorische und organoleptische Reaktion des Endprodukts in verschiedenen Untergebieten vergleichen konnte.
Mit der Zonierungsstudie wurde die Karte der Landschaftseinheiten verfasst, die sowohl die Boden- und Landschaftsmerkmale (Morphologie, Gefälle, Ausrichtung und Eigenschaften des Mesoklimas) enthält, als auch die Bestimmungskarte, die sechs verschiedene Bestimmungen beschreibt.
Die Bestimmungseinheiten sind in Bezug auf Bodenqualitätstyp, vegetative, produktive und qualitative Aspekte (Kinetik der Traubenreifung, analytische Parameter der Traubenmoste) homogene Gebietsteile, was sich in dem sensorischen Profil der resultierenden Grundweine widerspiegelt.
In diesem Sinne wird die Zonierung in den Händen des Winzers, Agronomen und Önologen zu einem leistungsstarken Werkzeug bei den vielen technischen Entscheidungen, von der Anpflanzung des Weinbergs bis zum Ausbau der Cuvées, die mit viel Geschick ausgehend von Grundweinen mit je nach Herkunft unterschiedlichen Eigenschaften, geschaffen werden.