Der Bekreuzte Traubenwickler (Lobesia botrana), ist ein Nachtfalter, der der Rebe schwere Schäden zufügen kann, wenn auch in schwankenden Art und Weise, denn er wird stark von der Wetterlage beeinflusst. Er greift die Traube zu verschiedenen Zeitpunkten der Saison an (die Blüten und die in verschiedenen Stadien der Reifung gebildeten Trauben) und produziert 2-3 Generationen Nachkommenschaft pro Jahr.
Die Schäden führen insofern zu einem direkten und indirekten quantitativen und qualitativen Verlust der Produktion, da die Traube dadurch auch für Fäulnis anfällig wird.
Traditionell wird dieser Schädling mit Insektiziden bekämpft, aber bei massivem Befall können sich auch wiederholte Behandlungen als wenig wirksam erweisen.
Um den Einsatz von Insektiziden so weit wie möglich zu verringern, oder sogar ganz zu beseitigen, weil sie mit der Zeit zu Ungleichgewichten im Ökosystem Weinberg führen und die Populationen von nützlichen Insekten, den Konkurrenten der Schädlinge, reduzieren können, wird seit einiger Zeit die Technik der sexuellen Verwirrung angewendet. Sie besteht in der Verwendung von hochkonzentrierten Sexualpheromon-Diffusoren im Weinberg, die die Männchen Lobesia botrana desorientieren und sie daran hindern, das weibliche Signal zu erkennen. Es kommt daher zu einem Paarungsausfall, wodurch die Inzidenz der nachfolgenden Generationen zerschlagen wird, was diesen Schädling völlig harmlos macht.
Die sexuelle Verwirrungs-Methode ist wirtschaftlich aufwendig, steht aber absolut im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit, die für den Weinbau in der Franciacorta Priorität einnehmen.
Im Jahr 2014 betrug die von der Verwirrmethode betroffene Gesamtanbaufläche rund 500 Hektar und wird bis zum Jahr 2021 auf etwa 2000 Hektar ansteigen. Die Arbeiten wurden von Anfang an vom Konsortium Franciacorta in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum Agrea koordiniert, wobei sich diese Partnerschaft im Laufe der Jahre konsolidiert hat. Seit 2021 informiert das Konsortium in einem halbwöchentlich erscheinenden Mitteilungsblatt ausführlich über das Vorkommen dieses Phytophagen (und anderer für den Weinbau potenziell schädlicher Insekten), das auf Felduntersuchungen und gemeinsamen Analysen mit Technikern von Agrea beruht. Dieses System liefert den Winzern nützliche Informationen über die tatsächliche Größe der Traubenwickler-Populationen und bestätigt die Wirksamkeit der Methode der sexuellen Verwirrung.