Ad carnem erudire | Ein Wochenende in der Franciacorta zum Entdecken antiker „Fleischesser“-Traditionen.
Von Adro nach Rovato, über Erbusco und Cologne: eine Rundstrecke für die Liebhaber von Rind und Schaumwein.
Der Frühling beginnt sich scheu zu zeigen und die länger werdenden Tage lassen unsere „Wochenend-Ungeduld“ nur noch wachsen. Gönnen Sie sich, wenn Sie nicht unter den glücklichen Pionieren der 4-Tage Woche sind, eine Verrücktheit: Packen Sie am Freitag nach dem Mittagessen leichtes Gepäck, entführen Sie Freunde oder Familie und schenken Sie sich ein langes Wochenende mit gutem Essen und gutem Wein. Nutzen Sie dazu die Themenroute, die wir für Sie zusammengestellt haben. Bestimmungsort: Franciacorta (Süd).
Die erste Rast, die wir vorschlagen, liegt in der Nähe von Adro, in einer kleinen Gemeinde, die sich dem Weinbau verschrieben hat und nur sechs Kilometer vom Iseosee entfernt (und vor allem, wenn es der Verkehr erlaubt, weniger als eine Stunde von Mailand entfernt) ist. Was gibt es Besseres, um das Wochenende einzuläuten, als ein gutes Glas Wein ? Wir haben uns überlegt, Ihren Umtrunk der Familie Gatti anzuvertrauen: Ferghettina ist ein aus der Initiative von Roberto entstandener Betrieb, der nach mehr als zwanzig Jahren Erfahrung in den Kellern und Weinbergen der Franciacorta, 1990 seine ersten vier Hektar Land übernommen hat. Heute bewirtschaften Roberto und seine Frau Andreina, unterstützt von ihren Önologen-Kindern und einer großen Gruppe von Mitarbeitern, 200 Hektar Weinberg in biologischem Anbau, die sich auf elf Gemeinden der Franciacorta verteilen. Wenn Sie die Kellereibesichtigung (natürlich mit Verkostung) nicht verpassen wollen, sollten Sie vor 15 Uhr eintreffen und nicht vergessen zu reservieren!
Nach einem Glas Sekt, möglicherweise eingeschenkt aus der von Matteo Gatti patentierten, viereckigen Flasche (zur Vergrößerung der Ablagerungsfläche für die Hefe), geht es weiter nach Erbusco, dem pulsierenden Herzstück des Anbaugebiets für DOCG-Franciacorta und Sitz des Konsortiums zu dessen Schutz. Wenn Sie noch genug Energie haben, besichtigen Sie die romanische Pfarrkirche Santa Maria Maggiore und schlendern Sie durch die Straßen des Dorfes, um die antiken Residenzen des brescianischen Adels zu entdecken.
Bei Dämmerung können Sie sich im Agrotourismus Cascina Carretto stärken, einem alten Landgut aus dem 17. Jahrhundert, das von ruhigen Gärten und Weinbergen umgeben ist. Hier werden Sie von der Familie Lamberti empfangen, die dieses Land seit vier Generationen bewirtschaftet und es seit zwei Generationen besitzt und die sich der Bewirtschaftung der Felder, der Viehzucht, dem Schlachten und seit kurzem auch der Weinherstellung widmet. Wenn Sie Kinder und Ehepartner auf Ihren Ausflug mitgenommen haben, werden Sie sich in den Ferienwohnungen im Obergeschoss des Bauernhauses, die einen herrlichen Blick auf die umliegenden Weinberge bieten, sicher wohl fühlen. Und sie brauchen nicht zu befürchten am späten Abend die Umgebung auf der Suche nach einer Mahlzeit erkunden zu müssen, denn Claudia und Francesco werden sich freuen, Sie auch zum Abendessen zu bewirten.
Wenn Sie hingegen ein exklusives, fast fürstliches Erlebnis suchen, ist L’Albereta der richtige Ort für Sie: In einer Neorenaissance-Residenz aus dem späten 19. Jahrhundert ist ein Relais untergebracht, das den Dienst am Gast in den Mittelpunkt stellt, verstanden als „die Fähigkeit, absolutes Wohlbefinden und erhabenen Genuss der Sinne zu garantieren“, und dank des Chenot Espace Health Wellness SPA wäre es schwierig, dieses Ziel zu verfehlen. Gönnen Sie sich das letzte Verwöhnprogramm des Tages auf der Terrasse des Restaurants LeoneFelice Vista Lago, die über dem Grün des jahrhundertealten Parks schwebt und einen bezaubernden Blick auf Montisola bietet.
Es ist Samstagmorgen: Reißen Sie die Fensterläden auf und berauschen Sie sich am Panorama der Franciacorta-Weinberge. Lassen Sie das Frühstück nicht ausfallen, denn um 10.30 Uhr erwartet Sie eine Verkostung auf dem Weingut Quadra in Cologne: In nur zwanzig Jahren hat sich das Unternehmen eine klare und erkennbare Identität geschaffen, auch dank der revolutionären önologischen Vision von Mario Falcetti, der seit 2008 die Leitung innehat. Der innovative Ansatz zeigt sich vor allem in der Aufnahme des Pinot Bianco (Weißburgunder), der 20 % der zwanzig Hektar Rebfläche einnimmt (gegenüber den 3 % der gesamten Franciacorta-Anbaufläche). Der höchste Ausdruck dieses unkonventionellen Projekts ist der EretiQ: ein provokanter Pas dosé nach klassischer Methode, der seines Protagonisten, des Chardonnay, beraubt wurde. Pinot Bianco und Pinot Nero werden zu gleichen Teilen gemischt, um eine elegante, minimalistische und zweifellos einzigartige Interpretation dieser Bezeichnung zu bieten.
Wenn Sie die Straße des Franciacorta weiterfahren, erreichen Sie in etwas mehr als zehn Minuten Rovato, die heimat des „Manzo all’olio“ von Rovato, einer jahrhundertealten Zubereitung von Muskelfleisch aus der Rinderschulter (Pfaffenhut genannt) mit Öl, Knoblauch, Semmelbröseln, Sardellen und Petersilie. Wenn Sie dieses köstliche Gericht (das seit 2018 durch das De.Co.-Gütesiegel geschützt ist) außerhalb des Messegeschehens probieren möchten, ist der geeignetste Ort zweifellos die Trattoria del Gallo: Dieses alte Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert bietet ein Menü, das sich auf die typische Brescianer Küche konzentriert, authentisch und schlicht, genau wie das berühmte Rindfleisch.
Am Nachmittag können Sie sich der Besichtigung der Stadt widmen und bis zum Aperitif bleiben: Al Malò – ein Name, der die Initialen der drei Brescianer Partner zusammenfasst – ist in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, das auf den zentralen Platz von Rovato blickt. Der historische Ort trägt dazu bei, das unkonventionelle Format im Kontext der kleinen Brescianer Gemeinde hervorzuheben, in dem er ein komplettes Erlebnis von Fine Dining und Vermischtem bietet. Wenn Sie hingegen Ihrem Ausflug eine Prise Adrenalin hinzufügen möchten, erkunden Sie die Franciacorta mit dem Quad und nutzen Sie eine Tour (auf Wunsch mit Verkostung) in Begleitung eines qualifizierten Begleiters, der Sie für ein Offroad-Abenteuer mit Spaßgarantie durch die strenge Geometrie der Weinberge der Franciacorta führen wird.
Es ist Sonntag und an der Zeit, die Koffer zu packen und nach Hause zurück zu kehren: Aber der Tag ist noch lang und voller Überraschungen: zuallererst der Termin in einer der größten und bekanntesten Weinkellereien der Gegend. Die Mission von Ca‘ del Bosco besteht darin, „der Natur zuzuhören und ihren Formen die Möglichkeit zu geben, sich mit Hilfe des Menschen auszudrücken, der zum Hüter eines außergewöhnlichen Territoriums wird, indem er es zwar bestellt, aber niemals verbraucht“. Aus eben diesem Grund investieren Maurizio Zanella und seine Familie in technologische Innovationen, um „der Natur (den Reben) die Form der Kultur (des Weins) zu geben“ und so die Grundlagen für die Tradition von morgen zu schaffen. Und die Kultur durchdringt die Räumlichkeiten von Ca‘ del Bosco auch durch Kunstwerke – hauptsächlich Skulpturen -, die Werte und Konzepte im Zusammenhang mit dem Zyklus der Trauben zum Ausdruck bringen, und die von den Künstlern nach einem Besuch der Kellerei konzipiert wurden, um so den Dialog mit dem Territorium, in das sie integriert sind, zu erschließen.
Am Ende dieser Immersion in Wissen und Schönheit erwartet Sie – nur zwei Autominuten entfernt – eine wohlverdiente gastronomische Pause, die von der Dispensa Franciacorta angeboten wird: Diese moderne Osteria – seit Jahren im Slow-Food-Führer aufgeführt – fördert ein neues Konzept der Gastfreundschaft, in dem die jahrhundertealte Figur des Gastwirts weniger theatralisch, jedoch immer präsent und vor allem zunehmend bereit ist, mit internationalen Gästen zu interagieren und sich der touristischen Verantwortung gegenüber der immer größer werdenden Zahl von Besuchern der Franciacorta bewusst ist. Auf der Speisekarte, die sich an Slow Food-Produkten orientiert, sticht das Käse-Menü mit den Fatulì della Val Saviore, dem Bagòss und vielen anderen typischen Milchprodukten der Lombardei (und darüber hinaus) hervor.
Ein paar hundert Meter weiter nördlich erwartet Sie ein Plätzchen, an dem Sie gastronomische Souvenirs kaufen können: Bei Polastri Macèlér – Metzgermeister seit vier Generationen – können Sie mehr über die traditionellen Wurstwaren wie die Rét (auch bekannt als Magiòla) erfahren. Diese typische Salami aus Rehfleisch ist durch das Gütesiegel De.Co geschützt und zeichnet sich durch ihre Größe – mit einem Gewicht von 5 bis 14 Kilo – sowie durch ihren stark aromatischen Geschmack aus, der durch die Verwendung von Salbei, Zitronenschale und Knoblauch, abgerundet mit einer guten Dosis Curtefranca Weißwein, erreicht wird. Erwähnenswert sind auch die kreativen Wurstwaren, die mit Lakritz, Kastanienhonig, Kakao, Kaffee oder Chili aromatisiert werden.
Mit von Schönheit und Gutem gesättigtem Geist und Magen sind Sie bereit nach Hause zurückzukehren, bereichert durch die Geschichten und Traditionen der Exzellenzen, die unser Land so einzigartig und wunderbar machen.
